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Sprachen und ihre Kategorien,o!
Menschen und ihre Kategorien!
Sie sind nicht ganz dicht, o!
Sie sind nicht ganz dicht.
Von Sharon Dodua Otoo in:
"Herr Gröttrup setzt sich hin"
| Languages and their categories,o!
People and their categories!
They are not quite dense, o!
They are not quite dense.
From Sharon Dodua Otoo in:
"Mr. Gröttrup sits down" |
mai 23 |
Vertikale Ikonographie / Rollenbilder
War die eigene Identität, das Rollenbild,
das uns die Gesellschaft zuwies, in
früheren Zeiten klar definiert und war man aufgehoben in einem Feld von Zugehörigkeit, so ist man heute einer Vielfalt von sich aus dem Erleben vieler verschiedener Kulturen gespeisten Bildes neuer und unfertiger Identitäten ausgesetzt.
Vertikale Ikonographie meint einen Zustand der Durchsichtigkeit und gleichzeitigen Undurchsichtigkeit, einer inneren Logik, die sich der chronologischen Zeit entzieht.
So wie ein Geruch ein bestimmtes Gefühl hervorrufen kann, in dem sich Vergangenes und Gegenwärtiges miteinander verbindet,so entstehen die Zusammenhänge und Wirkungen der Bilder nicht in zeitlicher Reihenfolge, sondern ihrer Bedeutung nach.
Durch die Wechselwirkung und das Aufeinanderprallen der Kulturen in der uns bewusst gewordenen Totalität unserer Welt-Erde erfahren wir uns selbst heute einerseits stärker denn je als unabhängige Individuen, deren Identität aber andererseits durch die als willkürlich erfahrenen äußeren Sachzusammenhänge als 'leer' von Zugehörigkeit und Gemeinsamkeit empfunden wird.
| Vertical Iconography / Role Images
Whereas in earlier times, the role image that society assigned to us, was clearly defined and one was suspended in a field of belonging, today one is exposed to a variety of images of new and unfinished identities fed by the experience of many different cultures.
Vertical iconography means a state of transparency and simultaneous opacity, of an inner logic that eludes chronological time.
Just as an odor can evoke a certain feeling in which the past and the present are interconnected,the interrelationships and effects of the images emerge not in chronological order, but according to their meaning.
Through the interaction and the clash of cultures in the totality of our world-earth, of which we have become aware, we experience ourselves today, on the one hand, more strongly than ever before as independent individuals, whose identity, however, on the other hand, is felt as 'empty' of belonging and commonality through the external factual connections experienced as arbitrary. |
april 23
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Weiter Horizont
Sprache ist exklusiv, sie schließt
all
das aus, was in dem einen bestimmten
Moment nicht gesagt wird .
Das ist keine Absicht, es ist einfach,
wie Sprache nun einmal funktioniert.
Die Gültigkeit des Gesagten darauf
beschränken zu wollen, ob es immer
und jederzeit "wahr" ist, scheint mir
eher eine Untugend, die die grundlegende
Funktion von Sprache ad absurdum führt.
Auch in der bildenden Kunst, vor allem
in der Gegenwartskunst, ist der Kontext
des Dargestellten wichtig.
Bei einem Landschaftsbild oder einem
Akt ist die Kategorie des Gemalten
einfach zu erkennen.
Schublade auf- fertig!
Ich aber möchte einen weiteren Horizont
jenseits aller Kategorien. Das ist nicht
immer einfach nachzuvollziehen, darum will
ich hier von dem Prozess und dem Kontext,
in dem meine Bilder entstehen, erzählen.
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Wider horizon
Language is exclusive, it excludes all
that is not said at a certain moment.
That's not intentional, it's just,
how language works.
To limit the validity of what is said
whether it is always and at any time
true seems to me to be rather a bad
habit, which leads the basic function
of language ad absurdum.
As well in the visual arts, especially
in contemporary art, the context of
what is depicted is important.
In the case of a landscape painting
or the painting of a nude, the category
of the painted is easy to recognize.
Drawer open - done!
But I want a broader horizon,
beyond all categories. This is not
always easy to understand, so I want to
talk here about the process and the
context in which my images are created. |
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Unten Text zum Bild
"Waschmaschine unter Wasser"
< zum Vergrößern Grafik
in neuem Tab öffnen
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Below text to the image
"Washing machine under water"
< to enlarge open image
in new tab |
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Waschmaschine unter Wasser
Dieses Bild habe ich von einem winzigkleinen Foto, ca. 8 x 12 cm, abgemalt. Eigentlich war es als kurze Übung gedacht. Ich merkte dann während des Malens aber schnell, dass ich auf dem Foto nichts wirklich erkennen konnte. Die Umrisse der Gegenstände waren zwar zu sehen, aber weder die Gegenstände im Hintergrund noch die genauen Wasserlinien und Spiegelungen im Wasser waren scharf und deutlich abgebildet. Also habe ich ein genaues Bild erst während des Arbeitsprozesses teils durch meine Erinnerungen und teils durch Nachdenken – über das Wasser! -entwickeln können. Das Foto stammt aus der Zeit vor über 40 Jahren, als ich und mein Mann und eine Gruppe von Freunden auf der von uns gekaperten „Insel“ auf Schiffen wohnten. Genauer, auf alten Segel- und Motor- Schleppkähnen, die wir irgendwo billig- als Eisenschrott- aufgekauft und im Lauf der Zeit restauriert haben. Heißt, eigentlich waren wir alle permanent am Restaurieren, da wurde gehämmert, geschweißt, Rost gekratzt und geteert, die Frachträume isoliert und zu Wohnräumen umgestaltet und und und. Mäste geschnitzt, sogar ihre ersten Windmühlenflügel hat Inselbewohnerin Maarleen aus Holz geschnitzt! Die Insel lag in der Nähe einer Stadt in den Niederlanden zwischen einem Fluss und einem Baggersee und war nur mit dem Ruderboot zu erreichen. Vierzehn Leute auf neun Schiffen, mit zusätzlich meist noch Besuchern mit oder ohne Schiff. Irgendwie kannten alle „alternativen Schiffer“ aus ganz Holland einander, es gab also einen regen Austausch, denn die Boote hatten oder bekamen bald einen Motor. Wir waren also mobil und fuhren im Sommer oft los, hinaus auf die Seen in Overijssel oder auf Besuch nach z. B. Amsterdam, manche von uns sind auch bis nach Frankreich gefahren. Das letzte Schiff von mir und meinem Mann, 30 Meter lang und 5 Meter breit, liegt seit Jahren in Paris. Wir besaßen zusammen ein Auto, eine alte Ente und manchmal hatte irgendeineR noch eine Zeit lang eine alte Karre. Und später, als wir heimlich 300 Meter Kabel durch das Wasser gelegt hatten, hatten eine gemeinsame Waschmaschine und das Telefonhäuschen links im Bild. Bei Sturm verschwand unsere Insel im Hochwasser und so auch Waschmaschine und Telefon. Wieso das alte Teil nie einen Kurzschluss hatte ist mir bis heute ein Rätsel. |
Washing machine under water
I painted this picture from a tiny little photo, about 8 x 12 cm. Actually, it was intended as a short exercise. I realized then during the painting but quickly that I could not really see anything in the photo. The outlines of the objects were visible, but neither the objects in the background nor the exact water lines and reflections in the water were sharply and clearly depicted. So I was able to develop an accurate image only during the working process partly through my memories and partly by thinking - about the water! - could develop. The photo is from over 40 years ago, when I and my husband and a group of friends lived on ships on the "island" we had captured. More precisely, on old sailing and motor barges, which we bought somewhere cheap as scrap iron and restored over time. That is, we were actually all permanently restoring, there was hammering, welding, rust scraped and tarred, the cargo holds insulated and converted into living quarters and so on. Poles were carved, even island resident Maarleen carved her first windmill blades out of wood! The island was located near a town in the Netherlands between a river and a quarry pond and could only be reached by rowboat. Fourteen people on nine boats, with additional mostly visitors with or without a boat. Somehow all "alternative skippers" from all over Holland knew each other, so there was a lively exchange, because the boats had or soon got a motor. So we were mobile and often went out in the summer, out on the lakes in Overijssel or on a visit to e.g. Amsterdam, some of us also went as far as France. The last boat of me and my husband, 30 meters long and 5 meters wide, has been lying in Paris for years. We owned a car together, an old duck and sometimes someR still had an old car for a while. And later, when we had secretly laid 300 meters of cable through the water, had a common washing machine and the telephone cottage on the left of the picture. During storms our island disappeared in the high water and so did washing machine and telephone. Why the old part never had a short circuit is a mystery to me to this day. |

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... alle Meister* fallen vom Himmel |
... all masters* fall from the sky
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Christian Kracht in "Imperium"
Seite 118/119:
"Wenn sich beispielsweise eine Ameise
über ein Stück Schokolade hermache,
welches sie beim Herumstöbern mittels
des doch schon erstaunlich komplex
konstruierten Sensoriums ihrer Fühler
ausfindig gemacht habe, so sei dies ein
Vorgang, der innerhalb des ameislichen
Vorstellungshorizonts nachvollziehbar
sei und ihr durchaus selbstverständlich
erscheine. Komme aber jetzt ein Mensch hinzu, der
seine Schokolade davor schützen wolle, daß beispielsweise das Insekt seine Kollegen benachrichtige, um sich gemeinsam der Naschware zu emächtigen, und die Schokolade vor diesem im Inneren eines Eisschrankes
verberge, dann habe die
immer noch auf der Schokladenoberfläche herumwandernde
Ameise (deren tastende Bewegungen aufgrund der Kälte stetig langsamer und unsicherer würden) keine Möglichkeit zu durchschauen,
was denn gerade geschehe. Der Umstand, sie und das Objekt ihrer Begierde seien nun in eine kalte, lebensfeindliche Umgebung gesteckt worden, liege vollkommen außerhalb ihrer Begrifflichkeit, die Ameise könne selbst in hunderttausend Jahren nicht den Mechanismus verstehen, dem ihr nun einsetzender Kältetod zugrunde liege, fehle ihr doch das ganglioniscche Rüstzeug, beispielsweise zu begreifen, warum es
für eine Kultur überhaupt nötig geworden sei, einen Schrank zu konstruieren, in dem man durch Beigabe von Eisblöcken Dinge kühl halten könne. Ganz ähnlich gehe es dem Menschen, der verstehen wolle, zu welchem Zweck er sich auf diesem Planeten befinde:
Des Menschen Sensorium reiche einfach nicht aus, den gesamten Hintergrund der Tatsache seiner eigenen Existenz zu erfassen.
Könne er dies (es läge aber, wie gesagt, im Rahmen des vollkommen Unmöglichen), so würde sich der Schleier der Maja heben, und er würde sein Dasein transzendieren, würde gottgleich werden, ganz analog zur Ameise, die endlich zu uns, ihren auf ewig unverständlich agierenden, immensen Gottheiten, vorstoßen würde."
In diesem Zusammenhang ist die Lektüre von Carl Friedrich von Weiszäckers "Der Garten des Menschlichen" interessant.
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Christian Kracht in "Imperium"
page
118/119:
"If, for example, an ant gets hold of a piece of chocolate which it has found while
rummaging around by means of the already amazingly complexly constructed sensorium
of its feelers, this is a process which is
comprehensible within the ant's horizon of
imagination and seems to be quite natural to it. But if now a human being comes along, who wants to protect his chocolate from the fact that, for example, the insect informs his colleagues, in order to seize together the snack commodity, and hides the chocolate from him in the inside of an icebox, then the ant still wandering on the chocolate's surface (whose groping movements become steadily slower and more uncertain because of the cold)
has no possibility to see through, what happens just then. The circumstance, it and the object of its desire were now put into a cold, hostile environment,
lies completely outside of its conceptuality, the ant could not understand even in hundredthousand years the mechanism, on which its now beginning cold death is based, lacks it nevertheless the ganglioniscche armamentarium, for example to understand, why it became at all necessary for a culture to construct a cabinet, in which one can keep things cool by addition of ice blocks.
Quite similarly it goes to the human being who wants to understand for which purpose he is on this planet:
The human sensorium is simply not sufficient to grasp the whole background of the fact of his own existence.
If he could do this (but it would be, as said, within the scope of the completely impossible), then the veil of the Maya would lift, and he would transcend his existence, would become godlike, quite analogous to the ant, which would finally advance to us, its eternally incomprehensibly acting, immense deities."
In this context, reading Carl Friedrich von Weiszäcker's "The Garden of the Human"
is interesting. |
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